Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!
Die Coronapandemie hat in unser aller Leben viel verändert. Die damit verbundenen Kontaktbeschränkungen haben bei vielen ein Gefühl der Vereinsamung hinterlassen, aber auch die Meinungen der Menschen sind durch die Pandemie sehr polarisiert worden.
Die Freiheit – früher nur in Sonntagsreden von Politikern erwähnt – bekommt einen neuen Wert, und das ist gut. Aber mit dem Begriff der Freiheit darf nicht unreflektiert umgegangen werden. Reinhard Mey hat gedichtet: „Über den Wolken muß die Freiheit ja grenzenlos sein,“ ein schönes Bild! Aber wir leben tief unter den Wolken auf der Erde, eng zusammen mit unseren Mitmenschen. Und da stößt die Freiheit des Einzelnen rasch an ihre Grenzen, an die Rechte der Anderen auf Leben, Gesundheit und körperliche Unversehrtheit.
Hier setzt die regulierende Aufgabe des Staates ein. Er muß das Gemeinwohl, die Gesundheit aller schützen, zu diesem Zweck Regelungen erlassen.
Von manchen aus der Szene, die sich selbst Querdenker nennen, hört man, der Staat verfolge sie. Einige wenige sprechen sogar von einer Diktatur, vergleichen sich mit den verfolgten Juden in der Nazizeit.
Welch ein Vergleich! Das Nazi-Regime hat 6 Millionen Juden, eine halbe Million Sinti und Roma, Tausende Homosexuelle und politische Gegner gequält und ermordet. Das darf nie wieder passieren! Wenn ihr sogenannten Querdenker euch mit dieser Verfolgung vergleicht, dann verharmlost ihr sie, spielt den Neonazis in die Hände.
Und gerade die gewaltbereite neue Rechte biedert sich bei euch Querdenkern und Impfskeptikern an, versucht Haß zu säen. Wenn aber der Haß sich in einer Gesellschaft breit macht, bedeutet dies das Ende der Freiheit und Sicherheit für viele Minderheiten.
Ist es nicht viel besser, einander einfach wieder zuzuhören und mit einander zu sprechen? Wenn man klare wissenschaftlicher Fakten anerkennt, Mutmaßungen und Mythen über Verschwörungen jedoch ablehnt, hat man wieder eine faire Gesprächsbasis.
Das gesellschaftliche Zusammenleben kann so leicht und einfach sein nach dem selbstverständlichen Motto:
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen,“ wie die allgemeine Erklärung der Menschenrechte sagt.
Danke!